BIOGAS Ausschuss beschließt Informationsfahrt nach Nordhessen
BAD ORB (cw). Es wird wohl ein Millionenprojekt, das kommunale Möglichkeiten übersteigt und Jahre bis zu seiner Verwirklichung dauern kann. Dennoch haben die Mitglieder des Bad Orber Bauausschusses am Montagabend einhellig signalisiert, dass sie sich auf den Weg machen wollen. Es geht um den Bau und Betrieb einer Biogas Anlage im Gewerbegebiet „Eiserne Hand“, den das Gremium auf Antrag der FWG diskutierte.
Dies ist eine Möglichkeit regenerativer Energieerzeugung jenseits der in der Region in diesem Zusammenhang so oft zitierten Windkraft. Zielvorstellung sei, wie Jörg Wieczorkowski (FWG) für seine Fraktion ausführte, eine Biogas-Anlage zu errichten. Allerdings soll auf den Anbau von Energiemais oder -getreide in der näheren Region verzichtet werden. Dafür könne eine solche Anlage auch mit Bioabfällen betrieben werden. Mit der „Eisernen Hand“ ergebe sich ein infrastrukturell günstiger Standort da hier sowohl die Autobahn zur Versorgung als auch ein Umspannwerk und eine Ferngasleitung konzentriert beieinanderliegen. „Je nachdem, ob es uns gelingt, weitere Interessenten zu finden, könnte hier ein ganzes Bioenergie-Gewerbegebiet entstehen. So wären die Endprodukte einer solchen Anlage vielfach nutzbar. Einerseits natürlich das Gas, aber beispielsweise auch die entstehende Abwärme. In Frankreich gibt es Beispiele, in denen sie gezielt für Pilz- und Algenzuchten für kosmetische Zwecke verwendet wird. Das produzierte Gas kann auch dazu dienen, den als unstet eingestuften Windstrom von den „Vier Fichten“ zu einer stetigen Energiequelle zu machen, indem das Gas in Strom umgewandelt und eingespeist wird, wenn der Wind schwächer weht. Und in sogenannten Power-to-Gas-Anlagen könnte solcher Strom wieder in Gas umgewandelt werden, das dann als Fahrzeugkraftstoff genutzt werden kann“, führte Wieczorkowski aus. Um ein solches Projekt zu stemmen, brauche man allerdings einen großen Partner, da die Finanzierung die kommunalen Kapazitäten übersteige. Hier sehe er aber mit einer aufgeschlossenen Kreisspitze und dem kreiseigenen Unternehmen Naturenergie Main-Kinzig mögliche Partnerschaftsmodelle. Auch eine interkommunale Zusammenarbeit sei machbar. Allerdings müsse man erst einmal wissen, was man genau wolle und sollte sich deshalb verschiedene Anlagen einmal ansehen Aus diesem Grund hatte der städtische Klimaschutzmanager Bernd Acker bereits Kontakt mit einem Betreiber im nordhessischen Allendorf/Eder aufgenommen, wo man vier verschiedene Anlagen-Typen einmal genauer unter die Lupe nehmen könne. „Wenn wir das Funktionsprinzip solcher Anlagen verstehen, können wir dies als Grundlage für mögliche Planungen an der „Eisernen Hand“ nehmen. So können wir potenziellen Projektierern die richtigen Fragen stellen, was bei uns möglich ist“, meinte Acker.
Synergieeffekte nutzen
Für Udo Stopfer (SPD) fehlte bei der Planung allerdings ein Betreiber: „Erst wenn ich jemanden habe, der eine solche Anlage betreibt, finde ich auch einen Investor, der sie finanziert.“ Dieser Schritt gehe aus Sicht von Acker und Wieczorkowski aber schon zu weit. Zunächst gelte es erst einmal abzuklären, ob und was in Bad Orb möglich sei. Dabei müsse man auch Trugen wie die nach einer Geruchsbelästigung klären und inwieweit sich eine solche Belastung mit einem Kurstandort vertrage. In diesem Zusammenhang wollte Heinz Grüll (SPD) wissen, ob sich ein solches Projekt als wirtschaftliches Standbein für Bad Orb eigne und wie hoch die Kosten seien. Wieczorkowski machte einen wirtschaftlichen Erfolg davon abhängig, inwieweit man weitere Unternehmen durch den Bau einer Anlage anziehen könne. „Wenn hier Synergieeffekte genutzt werden können, sehe ich durchaus Chancen. Zumal wir durch den Bau der Biogas-Anlage die Chance hätten, das Gewerbegebiet zu erschließen Das könnte eine Initialzündung sein“, so der FWG-Mann. Was die Kosten anbelangt, so gehe er davon aus, das fünf bis zehn Millionen Euro noch den unteren Bereich eines solchen Projekts darstellten. Um dies alles genau zu klären seien aber zunächst weitere Informationen notwendig. Und die könne man bei eben jenem geplanten Betriebsbesuch in Allendorf bekommen. So entschied sich der Ausschuss dafür, zeitnah, möglicherweise schon am 18. Februar, eine entsprechende Informationsfahrt in die Wege zu leiten.