24 November 2021

Manfred Walter springt in die Bresche

Chef der Wasserversorgung wird Interims-Geschäftsführer der Kurgesellschaft


Bad Orb (ez). Nachdem der bestehende Dienstvertrag mit dem Geschäftsführer der Bad Orb Kur GmbH, Dr. Dirk Thom, zum 31. Dezember aufgehoben wurde, haben nun Erster Stadtrat Michael Kertel, der designierte Bürgermeister Tobias Weisbecker (beide CDU) mit Michael Heim und Volker Döpfer (beide FWG) in einem Pressegespräch skizziert, wie es mit der Gesellschaft weitergehen soll neuer Geschäftsführer wird vorerst Manfred Walter, Geschäftsführer der Wasserversorgung Bad Orb GmbH.

Zwar bleibt Manfred Walter nur so lange an der Spitze, bis ein neuer hauptamtlicher Geschäftsführer seinen Dienst antritt. dennoch ist er mehr als nur eine Übergangslösung. Walter kommt nun nach Auffassung von CDU und FWG die Aufgabe zu, die Strukturen der Kurgesellschaft offensiv auf den Prüfstand zu stellen Beide Parteien hatten dem Kurgeschehen und dessen Zukunft in ihren Wahlprogrammen große Bedeutung zugemessen. Die Neuaufstellung der GmbH soll noch erfolgen, bevor die Stelle für den neuen Geschäftsführer dann passgenau ausgeschrieben wird.

Manfred Walter wird ab dem 1. Dezember einen Monat lang mit Dr. Dirk Thom gemeinsam arbeiten und seine Aufgaben in der Wasserversorgung weiterhin wahrnehmen. Finanzielle Vorteile entstünden ihm durch die Doppelbelastung nicht.

„Wir sind sehr froh, einen kompetenten Mann für die Übergangszeit gefunden zu haben”, betonte Erster Stadtrat Michael Kertel als Mitglied des Aufsichtsrats. Das Gremium hatte die Berufung Weitere beschlossen Der Magistrat muss dessen neue Nebentätigkeit noch genehmigen Strukturen kommen auf den Prüfstein


Tobias Weisbecker erinnerte daran, dass die GmbH-Strukturen seit vielen Jahren bestehen. Nachdem die Bad Orb Holding nicht mehr ihren Sinn erfüllt und mehr Kosten ab Nutzen gebracht habe, seien die Bad Orb Kur GmbH und die Bad Orb Marketing GmbH 1 übriggeblieben. Diese sollen nun, auch mit externem Sachverstand, auf mögliche Synergieeffekte hin untersucht werden. Der Blick in und der Austausch mit anderen Heilbädern sei ebenfalls Bestandteil. Weisbecker zeigte sich fest davon überzeugt, dass Manfred Walter neue und gute Aspekte einbringen werde. Wichtig war den Gesprächsteilnehmern, dass eine enge Kooperation mit den privaten Leistungsträgem angestrebt werde. Auch der Gedanke, die beiden GmbHs (Kur und Marketing) zusammenzulegen, werde berücksichtigt, sagte Michael Heim. „Die FWG ist sehr froh, dass Manfred Walter das Amt übernimmt Er selbst zieht daraus keine Vorteile; wohl aber Bad Orb und die Gesellschafter.“ Ein neues Personaltableau werde neue Inspirationen bringen. Volker Döpfer bekräftigte zudem die Verantwortung gegenüber dem bestehenden Personal dessen Arbeitsstellen. die durch eine zukunftsorientierte Struktur gesichert werden sollen.

„Es ehrt mich, dass politische Verantwortungsträger auf mich zugekommen sind", sagte Manfred Walter im Gespräch. Zwar sei er als städtischer Beamter kein Tourismusexperte und betrete Neuland, allerdings wisse er versierte langjährige und engagierte Mitarbeiter an seiner Seite. Und auch eigene Einflüsse will der neue Interimsgeschäftsführer einbringen: „Meine Generation ist bereits in jungen Jahren von den Themen Kur- und Fremdenverkehr geprägt worden. Boi Bedarf wurde sogar das eigene Kinderzimmer für die Gästebelegung genutzt!“

Walter bringt für den Job allerhand mit, darunter ein Studium der Öffentlichen Finanzwirtschaft bei der Bundesfinanzverwaltung (Zoll). Ein Zusatzstudium „Öffentliches Management“ absolvierte er an der Fachhochschule Wiesbaden. Bevor er 1995 zur Stadtverwaltung nach Bad Orb wechselte, war er Betriebsprüfer für Außenwirtschaftsrecht. In der Kurstadt war Walter unter anderem für die kommunalen Finanzen zuständig. „Die Kurgesellschaften und deren Finanzbedarf waren immer beherrschende Themen.“ Seit 2000 ist Walter Betriebsleiter des Eigenbetriebes Kommunale Dienste Bad Orb mit den Sparten Betriebshof, Freischwimmbad und Abwasserbeseitigung. Diese Tätigkeit unterbrach der Diplom-Finanz-wirt nur kur/ während des Zusatzstudiums. Ab Stadtverordnetenvorsteher hat er mehrere Jahre die Geschicke der Stadt mitbestimmt.

„Persönlich freue ich mich besondere, dass es mir gelungen ist. die aus dem Verkauf der alten Stadtwerke hervorgegangene Wasserversorgung über viele Jahre positiv und stabil geführt zu haben, gab man uns doch zu Beginn von außen kaum wirtschaftliche Oberlebenschancen.“ Walter neue Quelle bohren

Der schwierige Wandel im Kurbereich habe schon immer das örtlich politische Geschehen sowie das Verwaltungshandeln belastet. Dabei wirkten sich Einflüsse von außen ebenso aus wie interne Fehlentscheidungen, sagte Walter. „Bad Orb ist als Heilbad geprägt durch das ortsgebundene Heilmittel, die Sole.“ Allerdings seien die Solequellen von 1729 und 1738 schon lange in die Jahre gekommen. Für die Philipps- und Ludwigsquellen stünden hohe Sanierungskosten an. Eine neue Quellenbohrung mit der Möglichkeit, diese Gewinnungsanlage zudem fremdenverkehrstechnisch zu nutzen, sei dringend geboten. Dies habe auch ein eingebundener Geologe empfohlen.

Dass die neue Solequelle „Leopold-Quelle“ heißt, kann sich Walter gut vorstellen. Denn Heilbadgründer Franz Leopold Koch stehe für Aufbruch. Eine neue Quelle sei ein sportliches Vorhaben, aber auch ein Aushängeschild. Die Voraussetzungen seien vorhanden Man dürfe sich jetzt nicht zurücklehnen. Richtig vermarktet, könnte eine neue Quelle zu einem „Kick für Bad Orb“ werden.

Weitere Schwerpunkte will der künftige Geschäftsführer auf die Konzerthalle, das Gradierwerk, den Kurpark, die Nutzung des Waldes und auf die Förderung des Individualreiseverkehre legen. Alles soll nachhaltig und naturnah geschehen. Ganz oben auf der Agenda steht für Walter die Ausweitung der Werbung und ein zeitgemäßes Marketing. Seine Aufgabenstellung als zeitlich, befristeter Geschäftsführer sieht er in der Sicherstellung der aktuellen Geschäftstätig- und -fähigkeit, der Wegbereitung der neuen Quellenbohrung, der Erarbeitung einer zukunftsfähigen Geschäftsstruktur, gemeinsam mit den politischen Gremien und unter Einbindung der wichtigsten privaten Leistungsanbieter.

Zu seinen wichtigsten Aufgaben wird neben der Suche nach einem neuen Kurdirektor auch die Zurückgewinnung des Vertrauens der privaten Leistungsträger in eine kommunal geführte Kurgesellschaft gehören. Von der Politik wünscht er sich Unterstützung bei der Neuausrichtung der Gesellschaft mit ihren Aufgabenstellungen und ein konstruktives Miteinander bei unterschiedlichen Ansätzen. Dann würden sich versierte Menschen bewerben.

Daran zweifele er nicht im Geringsten, sagte auch Michael Heim, der nicht als Stadtverordnetenvorsteher, sondern ab Mitglied der FWG-Fraktion am Pressegespräch teilnahm. Manfred Walter springe in die Bresche, und die Politik werde ihm den Rücken stärken, bekräftigte Volker Döpfer. Wie Tobias Weisbecker am Ende des Gesprächs betonte, wären die Investitionen in eine neue Quelle ein klares Bekenntnis zum Heilbad.

Quelle: GNZ 24. November 2021