Stadtparlament will die neue Tourismus GmbH in das Epizentrum des Fremdenverkehrs holen
Bad Orb (in). Der Main-Kinzig-Kreis hat kürzlich die Gründung einer Tourismus GmbH beschlossen - mit dem Ziel, die Region Spessart in den Vordergrund zu stellen und ganzheitlich zu vermarkten. Angesichts der Rolle Bad Orbs in diesem Sektor drängt es sich nach Ansicht der CDU geradezu auf. dass der Sitz der neuen Gesellschaft sozusagen im Epizentrum des Fremdenverkehrs, nämlich in Bad Orb, hegen sollte. In einem entsprechenden Antrag forderte die Union den Magistrat auf, dahingehende Verhandlungen mit dem Main-Kinzig-Kreis aufzunehmen. Für emotionale Redebeitrage sorgte in der Diskussion die SPD, die sich skeptisch gab, ob dieses Ansinnen realisierbar und im Sinn der Sache ist. CDU-Fraktionschef Michael Kertel erläuterte nicht nur, warum Bad Orb prädestiniert sei für den Sitz der neuen Gesellschaft, sondern fragte auch, wo die Mitbestimmungsrechte der Stadt sich in der Gesellschaft niederschlagen, die dem Ort als größtem Anbieter mir den meisten Übernachtungen wohl zustehen sollten.
Zwar sieht Kertel die Gründung der Gesellschaft durchaus ein wenig skeptisch. Der Kreis habe in diesem Bereich schon oft umstrukturiert - mit zweifelhaftem Erfolg. Dennoch sollte der Sitz der neuen Gesellschalt in Bad Orb sein. Standort könnte das ehemalige Verkehrsbüro sein und auch eine Bürogemeinschaft mit der Bad Orb GmbH sei denkbar.
Winfried Krämer, Fraktions-Vorsitzender der SPD, stellte klar, dass die GmbH selbstverständlich einen Beirat haben werde. Was allerdings die Standortfrage angehe, „sind wir ein bisschen spät". Denn im Gesellschaftervertrag sei der Sitz bereits festgelegt: und zwar in Gelnhausen. Krämer: „Daher macht der Antrag nicht allzu viel Sinn."
Bürgermeisterin Helga Uhl machte deutlich, dass sie „große Hoffnungen“ in die Tourismus GmbH des Kreises setze. Die Stadt sei bei den Vorarbeiten zur Gründung ständig involviert gewesen. Als positiv bewertete die Rathauschefin, dass auch die Industrieland Handelskammer als Gesellschafter mit im Boot sei. Ebenfalls begrüßenswert sei der Plan, die Stelle des Geschäftsführers extern auszuschreiben und die Position mit einem Bewerber zu besetzen, der „bereits bewiesen hat, dass er das kann". Der Antrag der | CDU macht in den Augen Uhls sehr wohl Sinn, denn die neue Gesellschaft konzentriere sich bei der Vermarktung auf die Destination Spessart. „Dann sollte doch bitte auch der Sitz der Gesellschaft hier im Spessart sein." Der Gesellschaftervertrag könne diesbezüglich jederzeit geändert werden. Und: „Wir müssen uns da Gehör verschaffen.“ Steffen Kempa (CDU) fügte noch hinzu, dass es ja wohl kein Problem sein dürfte, den Sitz der Gesellschaft und die Geschäftsräume an unterschiedlichen Standorten anzusiedeln.
Stock: „Wenn wir sagen, die sollen kommen, dann kommen die“
Thorsten Stock, der Vorsitzende der FWG-Fraktion, gab sich kämpferisch und strotzte vor Selbstbewusstsein: „Endlich gehen wir mal hin und sagen so etwas, weil wir im Kreis die Tourismus-Destination sind. Wir sind wieder wer. Wenn wir sagen, die sollen kommen, dann kommen die," Fraktionskollege Michael Heim setzte sich mit der skeptischen Haltung der SPD auseinander und sprach: „Wenn jemand sagt, das geht nicht, dann sind das dessen Grenzen und nicht meine. Und ich sage: Das klappt.“
Winfried Krämer setzte allerdings andere Prioritäten: Die Gesellschaft solle erst einmal starten. Und: „Wo die Geschäftsräume sind, halte ich dabei für zweitrangig. Das Feilschen um den Standort ist für mich das falsche Signal, auch wegen der Nachbarkommunen und der gemeinsamen Sache, um die es ja geht Denn wir sollten uns als Teil der Region betrachten."
Das brachte Michael Kertel auf den Plan - mit den Worten: „Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr." Und, an Krämer gerichtet: „Beantragen Sie doch die Geschäftsstelle für Birstein oder Jossgrund. Wir machen hier Standortpolitik, während Sie Ihre Weisungen aus dem Kreishaus erhalten haben. Sie haben den Kurort aufgegeben." Und schließlich: „Was geben Sie hier für ein Bild ab?"
Bei der Abstimmung enthielt sich die SPD. CDU und FWG stimmten dafür - der Fraktionslose Dr. Hans-Jürgen Srocke stimmte dagegen.
Quelle: GNZ 24. Februar 2016